Wo die wilden Bienen wohnen

Bei meinem täglichen Gang durch den Garten erfreue ich mich nicht nur am Zuwachs meiner Gemüsepflanzen und den langsam rot werdenden Erdbeeren. Ich liebe es auch, die vielen Insekten zu beobachten, die emsig von Blüte zu Blüte fliegen. Vor mir landet „Bombus lapidarus“ – die Steinhummel – an den lila Blüten des Schnittlauchs. Neben ihr ist eine dunkle Erdhummel schon total eingepudert mit Blütenstaub. Weil ich weiß, wie gerne diverse Wildbienen die Blüten besuchen, wird der größten Teil des Schnittlauchs nicht geerntet. Zum Verzehr sind die harten Stängel dann sowieso nicht mehr geeignet. Sie locken dafür jedoch jede Menge hungrige Gäste an. Schnittlauch, Thymian, Salbei und Majoran sind nicht nur schmackhafte Kräuter, sondern auch sehr dekorativ im Blumenbeet und dann für viele Insekten das reinste Paradies.

Weite Teile des ländliche Raums in Deutschland ist geprägt von weitflächigen Monokulturen. Der Einsatz von Giften gegen unerwünschte Beipflanzen und Schädlinge ist enorm, der Artenschwund – vor allem an Insekten und Singvögeln – inzwischen bekannt. Auf dem Darß haben wir das Glück, dass die landwirtschaftlichen Flächen biologisch bewirtschaftet werden. Wer einen Garten hat, kann trotzdem kleine Oasen für Tiere und Pflanzen schaffen.

Wildbienen, von denen es in Deutschland mehr als 560 Arten gibt, sind ausgesprochene Feinschmecker. Sie ernähren sich von süßem Nektar und nahrhaftem Pollen. Viele Arten sind sogar sehr wählerisch und beim Pollen auf ganz bestimmte Pflanzengruppen oder –arten angewiesen. Je mehr Blütenvielfalt aus heimischen Pflanzen im Garten herrscht, desto besser ist das auch für die Insekten.

Aber die Tiere brauchen nicht nur Futter, sondern auch Wohnraum. Vieler Orts werden dafür Insektenhotels gebaut. Diese sind jedoch nur für einen sehr kleinen Teil der Insektenwelt von Nutzen oder schaden sogar. Viel sinnvoller ist es, in seinem Garten natürliche Strukturen zu schaffen, die diese Tiere benötigen. Viele Wildbienen graben sich Wohnungen in die Erde oder nutzen als Untermieter die Löcher von Mäusen. Für den Nachwuchs lieben viele Wildbienen morsches Holz oder hohle bzw. markhaltige Pflanzenstängel. Dankbar sind die Bienen auch für eine Schale Wasser. Man sollte einen Stein hineinlegen, damit die Tiere trinken können ohne zu ertrinken.

Wo sich Wildbienen wohl fühlen, da kommen auch die unterschiedlichsten Käfer und Schmetterling auf ihre Kosten. Vögel und Fledermäuse wissen den Insektenreichtum wiederum zu schätzen und danken es uns mit ihren Gesängen.

Der Förderverein Nationalpark Boddenlandschaft wird ab dem nächsten Jahr gemeinsam mit der Gemeinde Ahrenshoop ein Pilotprojekt starten. Gemeinsam wollen wir schauen, welche Potentiale es im Ort zur Entwicklung einer natürlichen Artenvielfalt gibt und diese voran bringen. Das Vorhaben findet im Rahmen des Projektes „Schatz an der Küste“ statt. Sechs Jahre lang wird es von Rostock bis Rügen um „Vernetzte Vielfalt“ gehen. Gefördert wird es unter anderem vom Bundesamt für Naturschutz und der Ostseestiftung. Die Stiftung ist auch Träger des Netzwerk-Projektes in dem viele Akteure und Fachleute zusammen arbeiten.

Annett Storm

Küchenkräuter für das Blumenbeet = üppige Blütenpracht und jede Menge Nahrung für Wildbienen

  • Küchensalbei & Wiesensalbei
  • Maroran
  • Schnittlauch
  • Thymian
  • Beinwell

Weite Lieblingspflanzen für Insekten (kleine Auswahl)

  •  Blaue Akelei
  • Kriechender Günsel
  • Wald-Witwenblume
  • Natternkopf
  • Königskerze
  • Heilziest
  • Frühlings-Platterbse
  • Fingerhut
  • Kugeldiesten
  • Katzenminze
  • Blutweiderich
  • Wiesen-Flockenblume
  • Fetthenne
  • Beesenheide

Insektenfutter am Strauch bieten

  • Schneeball
  • Seidelbast
  • Felsenbirne
  • Berberitze
  • Weißdorn
  • Wildrosen
  • Schlehe
  • Efeu

Perfekte Kinderstube - der Boden

70 % aller Wildbienen legen ihre Eier im Boden ab. Sie brauchen offene oder nur schütter bewachsene Sandflächen. Gern nutzen Sie auch die Bauten von Mäusen als Untermieter. Aber auch in sandige oder lösslehmige Hänge werden Niströhren gern gegraben.

 

Auf den Stängel kommt es an

Viele Wildbienen nutzen auch hohle oder markhaltige Stängel zum Nestbau. Dazu zählen

  • Himbeeren
  • Brombeeren
  • Diesteln
  • Königskerze

Alte Ruten oder Stängel daher erst im Frühjahr abschneiden. So haben die Larven eine Chance zu schlüpfen.

Erstatzwohnraum - aber richtig

Grundsätzlich sollte ein Garten oder die Landschaft genügen Quartiere für Wildbienen bieten. Ein Insektenhotel ist kein Ersatz, zumal es nur einigen wenigen Arten die richtigen Bedinungen bietet.

Insektenhotels sind ausschließlich eine schöne Möglichkeit die Tiere bei ihrer Arbeit zu beobachten. Wer also unbedingt ein Insektenhotel bauen möchte, sollte sich vorher intensiv erkundigen und auf keinen Fall eins im Baumarkt kaufen. Die nutzen den Tieren meist kaum.

Zum Beispiel werden die Löcher in Holz meist in die Stirnseite gebohrt. Oft bilden sich durch die Trocknung des Holzes Risse, die die Bruthöhlen dann unbrauchbar machen. Richtig ist, diese an der Längsseite anzubringen. Lieblingsbaustoff ist und bleiben Wänder aus löss-lehmigem Boden, die jedoch so weich sind, dass die Bienen ihrer Röhren selber graben können.

Wildbienen als Indikator

Neben den Wildbienen gehören auch andere Insekten, wie Schwebfliegen, Käfer und Schmetterlinge zu den Bewohnern eines gesunden Gartens. Die Wildbienen dienen hier nur als Indikator.

Insekten und Spinnen sind wiederum die Nahrung von Vögeln, die wir als Gäste im Garten gern willkommen heißen.

Säugetiere, wie Fledermäuse profitieren ebenfalls von einem artenreichen naturnahen Garten und Spitzmäuse haben Schnecken zum Fressen gern.

Je abwechslungsreicher ein Garten ist und je mehr heimische Pflanzen darin stehen, desto mehr Wildtiere fühlen sich dort wohl.