Noch Nothafen, bald wieder See - der Ottosee am Darßer Ort

Backhaus: Tschüss Nothafen – willkommen Inselhafen

Schwerin 2023 // Anlässlich der in dieser Woche angelaufenen Bauarbeiten zur Renaturierung des Nothafens „Darßer Ort“ hat sich Agrar- und Umweltminister Dr. Till Backhaus über den Baufortschritt im Bereich des Nothafens und des zukünftigen Inselhafens Prerow informiert. An dem Vor-Ort-Termin nehmen Vertreter und Vertreterinnen innen der Gemeinde Ostseebad Prerow, der Seenotretter sowie von Umweltverbänden und -vereinen teil. „Mit der nun begonnenen Renaturierung des Nothafens Darßer Ort wird ein Teil des Nationalparkplans Realität. Zum Ende der Wassersportsaison - konkret zum 15. Oktober 2023 - wird der Nothafen in der Kernzone des Nationalparks geschlossen. Als Ersatz für den Nothafen wird in der nächsten Saison der neue Inselhafen verfügbar sein, der auch als kleiner Etappenhafen nutzbar ist und über entsprechende Infrastruktur verfügen wird,“ so der für den Inselhafenbau zuständige Minister Dr. Backhaus. „Viele Menschen und Institutionen haben sich in den vergangenen Jahrzehnten einerseits für eine Renaturierung am Darßer Ort und andererseits für einen langfristig nutzbaren Ersatz engagiert - insbesondere im Sinne der Sicherheit auf See.

Mit dem Landesvorhaben Inselhafen Prerow werden wir dieses Ziel nun gemeinsam erreichen.“ Nach den Planungen des Landes wird der neue Inselhafen am Kopf der Seebrücke vor Prerow zukünftig Liegeplätze für den Seenotrettungskreuzer der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS), Fischer und schutzsuchende Wasserfahrzeuge zur Verfügung stellen. Im Gegensatz zum bisherigen Nothafen werden mehr als 30 Liegeplätze auch für Gäste bereitstehen, die die Etappe auf dem Weg von und nach Rügen oder Barhöft planmäßig unterbrechen wollen. Erstmals wird es auch moderne sanitäre Anlagen und Wirtschafts- sowie Aufenthaltsräume für die DGzRS geben. „Die Seenotretter begrüßen die Initiative des Landes Mecklenburg-Vorpommern ausdrücklich“, sagt DGzRS-Geschäftsführer Kapitän Michael Ippich. „Die Planungen des Landes für die Hafenschut­zbauwerke, den Liegeplatz und die Gebäude sind eng mit der DGzRS abgestimmt worden. Unser 2021 in Dienst gestellter moderner neuer Seenotrettungs­kreuzer Nis Randers der Station Darßer Ort/Prerow wird künftig im neuen Inselhafen liegen. Der Hafen Barhöft dient weiterhin zur Versorgung und als Ausweich­liegeplatz bei Eintritt von Extremereignissen wie Sturmfluten“, erläutert Ippich. Auch auf anderen Stationen der DGzRS nutzen Seenotrettungskreuzer neben ihrem eigentlichen Liegeplatz weitere Häfen zur Versorgung oder zum Besatzungswechsel.

Auch die Gemeinde Ostseebad Prerow sieht das Vorhaben insbesondere mit Blick auf die neue Seebrücke und die touristisch nutzbare Dachterrasse des Betriebsgebäudes des Inselhafens positiv. Sie unterstützt das Vorhaben des Landes mit einem eigenen Bauvorhaben zur Umgestaltung des Seebrückenvorplatzes, das derzeit parallel zum Bau der Seebrücke realisiert wird. Auch wirtschaftlich werden von der Gemeinde positive Effekte erwartet, insbesondere, weil auch ein Fahrgastschiffanleger Teil des Gesamtvorhabens ist. Somit wird es nach vielen Jahren der Abwesenheit auch wieder die Möglichkeit für einen Fahrgastschiffverkehr in benachbarte Ostseebäder, nach Stralsund oder sogar nach Dänemark geben.

Zum Standort des Nothafens gab es in den vergangenen Jahrzehnten viele Auseinandersetzungen. Ursache waren v.a. die Störungen in der Kernzone des Nationalparks durch die wiederkehrenden Baggerungen in der Zufahrt der Fahrrinne zum Nothafen. Die Baggerarbeiten und die Nutzungen im Nothafen wollten so gar nicht zu den in der Nationalparkverordnung verankerten Zielen einer weitgehend vom Menschen unbeeinflussten Entwicklung in der Kernzone passen. Dass dieser für die Nationalparkentwicklung ganz entscheidende Schritt nach mehr als drei Jahrzehnten jetzt erreicht werden konnte, ist für Nationalparkleiter Gernot Haffner auch von großer symbolischer Wirkung. „Ich freue mich, dass es in einem beispielhaften Prozess gelungen ist, wachsende Unterstützung für dieses Projekt zu finden und danke Herrn Minister Dr. Backhaus, Projektleiter Dr. Frank Weichbrodt aber auch den Unterstützern vor Ort, wie den Bürgermeistern von Prerow und Born.“ Auch die anwendenden Vertreter und Vertreterinnen von Umweltverbänden und –vereinen zeigten sich zufrieden. Sie hatten sich im Genehmigungsverfahren grundsätzlich für den neuen Inselhafen und die neue Seebrücke ausgesprochen und Hinweise für eine möglichst umweltschonende Errichtung gegeben. „Für mich war immer klar, dass die Sicherheit der Menschen auf See ein hohes Gut ist und eine Schließung des Nothafens nur dann erfolgen kann, wenn es einen Ersatz in der Nähe gibt. Ich freue mich, dass die Bauarbeiten vor Prerow bisher zügig vorangegangen sind und bedanke mich ausdrücklich für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit bei der bauausführenden Arbeitsgemeinschaft. Eine solche Baustelle auf See mit wenig Verzögerungen und innerhalb des Kostenrahmens zu realisieren, ist unter den gegebenen Herausforderungen eine anerkennenswerte Leistung“, so Backhaus im Anschluss an die Besichtigung.

Die Arbeiten zur Renaturierung, d.h. der Rückbau der baulichen Anlagen im Nothafen, werden bis Ende des Jahres 2023 abgeschlossen sein. Die Inbetriebnahme des Inselhafens und der Seebrücke ist zur Wassersportsaison 2024 vorgesehen. Da auch im Jahr 2024 noch Restarbeiten u.a. am Gebäude und an den Technischen Anlagen des Inselhafens zu erledigen sind und - wie bei jedem größeren komplexen Bauvorhaben – auch witterungsbedingte unvorhergesehene Verzögerungen möglich sind, kann derzeit noch kein genauer Termin für die Eröffnung genannt werden.

 Quelle: Pressemitteilung des Landes Mecklenburg-Vorpommern // 9/2023

Prerow/Schwerin_2021. Wird der Inselhafen in Prerow deutlich teurer? In dem Entwurf einer Kabinettsvorlage werden die Baukosten für das Vorhaben auf gut 37 Millionen Euro taxiert. Bis- lang wurden die Kosten für den Inselhafen auf rund 29 Millionen Euro geschätzt. Hintergrund der Kabinettsvorlage ist die bevorstehende europaweite Ausschreibung des Projekts unter Federführung von Umweltminister Till Backhaus (SPD). Ob der Hafen aber tatsächlich teurer wird wie der Norddeutsche Rundfunk berichtete, ist laut Ministeriumssprecher überhaupt nicht klar. Bei der zitierten Vorlage habe es sich um ein internes Papier gehandelt, das als Diskussionsgrundlage diene, so Claus Tantzen. Schließlich seien außer dem Umweltministerium auch das Infrastrukturministerium sowie das Wirtschaftsministerium in das Projekt eingebunden.

Eingerechnet in die Baukosten wurden laut Claus Tantzen nun auch Unwägbarkeiten während des Baus, beispielsweise Verzögerungen durch schlechtes Wetter oder unerwartete Probleme mit dem Baugrund. Ob diese Imponderabilien aber wirklich eintreffen, ist offen. „In dem Papier wurden nun auch mögliche Risiken beziffert.“ Eine Kostentreiberin ist die Zeit. Dem Sprecher des Umweltministeriums zufolge gibt es „einen gewissen Zeitdruck. Das treibt.“ Noch in diesem Jahr soll der Baubeginn des Prestigeprojekts von Till Backhaus mit dem Abriss der alten Seebrücke erfolgen.

Der Prerower Bürgermeister René Roloff geht davon aus, dass das noch vor den Landtagswahlen am 26. September geschehen wird. Von möglichen Kostensteigerung in der zitierten Größenordnung „habe ich noch nicht ein Detail gehört“, sagt das Gemeindeoberhaupt. 

Der ehrgeizige Plan sieht vor, dass der Ersatzhafen für den Nothafen Darßer Ort in der Kernzone des Nationalparks bis 2023 komplett in Betrieb genommen werden kann. Die teilweise Öffnung des Inselhafens soll derzeitigen Planungen zufolge bereits im Jahr davor gelingen. Bis Ende 2023 muss das Projekt abgerechnet sein, um an die Mittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung zu kommen. Sonst müssten andere Finanzierungsmöglichkeiten geschaffen werden, zitiert der Norddeutsche Rundfunk aus dem Entwurf der Kabinettsvorlage. Zudem hatte Till Backhaus zugesagt, dass das Land für die Unterhaltungskosten aufkommen werde. Weil das Land Eigentümerin der neuen Seebrücke sein wird, muss das Ostseebad eine jährliche Nutzungsgebühr aufbringen.

Trotz möglicher Mehrkosten: „Wir stehen selbstverständlich zu dem Projekt“, konstatiert der Ministeriumssprecher. „Es gibt keine Alternative.“ Gebaut wird der Inselhafen am Kopf einer neuen, rund 700 Meter langen Seebrücke. In dem Hafen wird die künftige „Nis Randers“ – Nachfolgerin der „Theo Fischer“ der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger – ebenso einen Liegeplatz haben, wie Fischer und ortsansässige Gewerbetreibende. Nahe des Hafens entsteht an der Seebrücke eine Anlegemöglichkeit für ein Fahrgastschiff. So hofft der Prerower Bürgermeister schon auf eine Linie von Prerow zur dänischen Insel Møn. Dazu kommen Liegeplätze für Freizeitskipper.

Im Winter 2022/23 soll die Renaturierung des Ottosees, der als Nothafen fungiert, starten. Dort werden die Spundwände gezogen und die Kaianlagen zurückgebaut. Um ein Abrutschen der Uferböschung in den See zu verhindern, wurde in der Vergangenheit der Aushub aus der Zufahrt in den Nothafen teilweise oder ganz im Nothafen selbst verklappt. Der Sand wird später an die Hafenanlage verlagert und soll die Böschung stützen.

Mit dem Bau des Inselhafens als Ersatz für den Nothafen Darßer Ort endet dessen lange Geschichte, die 1962 mit dem Ausbau des Ottosees für militärische Zwecke begann. Diese Nutzung endete 1990, in dem Jahr wurde der Darßer Ort zudem als Kernzone des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft festgesetzt. Seitdem ist die Nutzung als Nothafen als Ausnahme von den Verboten der Nationalpark-Verordnung möglich.

Quellenangabe: Ribnitz-Damgarten vom 12.06.2021, Seite 14

Im Jahr 2017 musste der Nothafen am Darßer Ort gleich zwei Mal ausgebaggert werden. Nach der ersten Baggerung im März war die Hafeneinfahrt nach nur 9 Tagen zum großen Teil wieder versandet. Unklar blieb, ob die beauftragte Firma nicht ordentlich gearbeitet hatte, oder ob die anhaltenden starken Nordostwinde der Grund waren.

Dr. Till Backhaus, Minister für Landwirtschaft und Umwelt hat am 05.01.2018 die Ergebnisse der Variantenuntersuchung und die von den beteiligten Ministerien bevorzugte Nutzungsvariante in Prerow vorgestellt. „Mir ist wichtig zu betonen, dass sich Koalition, Landtag, Kabinett und die Prerower Bürger gemeinsam für den Neubau und den Betrieb des Hafens ausgesprochen haben. Zum Schutz und der Rettung der Menschen, die in Prerow eine lange Tradition hat, aber auch zur touristischen sowie wirtschaftlichen Aufwertung bringt das Vorhaben viele positive Effekte für Prerow und die Region mit. Das hat ein Gutachten zum wirtschaftlichen Effekt unterstrichen“, betonte der Minister.

Das Gutachten ergab, dass ein Fahrgastschiffbetrieb an bis zu 75 Tagen im Jahr wirtschaftlich erfolgreich sein kann. Es sind insgesamt regionalwirtschaftliche Effekte bis zu 320.000 € im Jahr möglich, die zu 45 % aus den Sportbootliegeplätzen erwirtschaftet werden. Im Rahmen der Vorplanung wurden 5 Nutzungsvarianten untersucht. Alle enthalten Liegeplätze für die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, einen Liegeplatz für die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft und Liegeplätze für die örtlichen Fischer. Unterschiede zwischen den Varianten ergeben sich aus der Anzahl der Liegeplätze für Sportboote, den Möglichkeiten für Fahrgastschiffanleger und Liegeplatz sowie der Ausstattung des Hafens. Die Kosten der einzelnen Varianten liegen zwischen ca. 20 und ca. 28,8 Mio. €. Dazu kommen Kosten für den Betrieb und die Instandhaltung.

Die an der Finanzierung beteiligten Ministerien haben sich auf eine Variante verständigt. „Doch erst das Kabinett des Landes wird über die endgültige Variante entscheiden“, so Backhaus. Die Vorzugsvariante beinhaltet: Seenotretter inkl. Liegeplatz für Havarist, DLRG, 7 Fischer 33 Sportbootliegeplätze, 10 Notliegeplätze für größere Schiffe Fahrgastschiffanleger Betriebsgebäude mit Technik, Lager, sanitären Einrichtungen, Landstrom Seebrückenbreite 4,20 m, Länge ca. 690 m 3 touristisch nutzbare Aufwertungen (wie z.B. Liegen oder ein Wasserspielplatz für Kinder) „Wir haben uns für diese interessante und wirkungsvolle Alternative ausgesprochen, da weitere Liegeplätze die Etappenfunktion stärken. Außerdem ist bei Umsetzung der Kombination aus Fahrgastschiffsanleger an der Seebrücke und multifunktional nutzbarem Notliegeplatz die Etablierung eines wirtschaftlichen Fahrgastschiffbetriebs möglich. Diese multifunktionale Nutzung gestaltet den Hafen flexibel. Außerdem steigert der Bau mit der längsten Brücke im Ostseeraum die touristische Attraktivität“, sagte der Minister.

„Nach der Kabinettsentscheidung zur Vorzugsvariante wird die Entwurfs- und Genehmigungsplanung weitergeführt. Ich gehe davon aus, dass der Inselhafen 2021 in Betrieb gehen kann. Damit kommen wir nach 30 Jahren Diskussion über eine mögliche sinnvolle Alternative zum Nothafen am Darßer Ort, der immer wieder versandet, endlich zu einer sinnvollen Lösung“, äußerte sich der Minister.

Quelle: Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt Mecklenburg-Vorpommern | Januar 2018